Aus der Traum vom Eigenheim?

Bauzinsen steigen rasant

Der Haus- oder Wohnungskauf wird immer teurer. Denn zu den hohen Immobilienpreisen kommen jetzt auch noch die deutlich gestiegenen Zinsen. Carsten Busch, Finanzierungsexperte bei busch asset management gibt wertvolle Tipps und beantwortet die wichtigsten Fragen.

Wie ist die Situation?

Wir haben in den letzten Jahren extrem niedrige Zinsen gesehen. Je nach Finanzierungsvoraussetzung konnte man Finanzierungen schon für 0,5 Prozent bekommen. Doch die Zeiten sind vorbei. Die Konditionen sind stetig gestiegen und seit Jahresbeginn haben sie sich verdoppelt. Alleine im Monat März sind sie um gut ein halbes Prozent angestiegen. Und das scheint so weiterzugehen. Die Banken halten sich an ihre Konditionsangebote zur Zeit immer nur wenige Tage gebunden. Danach sehen wir oft weitere Erhöhungen. Ein Finanzierungsangebot, das eine Woche alt ist, ist meist schon überholt.

Warum ist das so?

Verantwortlich ist vor allem das allgemein gestiegene Zinsniveau für langlaufende Bundesanleihen. Die haben den höchsten Stand seit 2015 und an den Renditen dieser Bundespapiere orientieren sich auch die Bauzinsen. Zudem haben die Lieferengpässe durch Corona und der Ukraine Krieg die Inflation deutlich steigen lassen. Alles wird teurer, es gibt immer weniger für`s Geld. Das spürt jeder von uns sowohl an der Tankstelle als auch im Supermarkt. Auch Hausbauer können davon ein Lied singen. Die Preise für Baustoffe, wie zum Beispiel Holz sind geradezu explodiert. Die obersten Währungshüter, die Europäische Zentralbank EZB wird darauf reagieren müssen und die Leitzinsen anheben. Die US Notenbank Fed hat dies bereits getan. Es kann gut sein, dass wir schon im Herbst bei 10jährigen Darlehen bei um die drei Prozent liegen. Der Zinsanstieg der letzten Monate ist der höchste Sprung seit 1999. Allerdings lag das Zinsniveau damals zwischen fünf und sechs Prozent für Kredite mit zehnjähriger Laufzeit! 

Dann also beeilen oder doch abwarten?

Das ist schwer zu sagen. Allerdings glaube ich nicht, dass wir in absehbarer Zeit ein so niedriges Zinsniveau wie in den vergangenen Jahren wiedersehen werden. Wer fest entschlossen ist in naher Zukunft eine Immobilie zu kaufen, sollte aus meiner Sicht jetzt handeln. Jede Woche die vergeht, kostet den potenziellen Finanzierungskunden Geld. Und ein Zinsanstieg von wenigen Punkten hinter dem Komma kann bei einer Baufinanzierung insgesamt tausende von Euro bedeuten. Die Immobilienpreise sind zwar immer noch auf einem hohen Niveau aber ich glaube, so schnell wird da kein deutlicher Preisrückgang zu spüren sein.

Wie reagieren die Kunden?

Die sind zum Teil verunsichert. Klar, bis vor ein paar Monaten gab es Baugeld fast umsonst. Wenn jetzt zwei oder bei längeren Laufzeiten sogar drei Prozent vorm Komma steht, empfinden die Kunden das als zu teuer. In den meisten Köpfen haben sich die extrem niedrigen Zinsen eingebrannt. Viele haben ihre Budgetplanung dann auch unter anderen Vorzeichen gemacht und sind jetzt ganz perplex, dass das nicht mehr funktioniert. Aber auf dem Finanzierungsmarkt hat sich nun mal sehr viel getan in den letzten Monaten. Und es ist noch immer Bewegung drin. Wer bauen oder kaufen möchte, ist aus meiner Sicht schlecht beraten auf fallende Zinsen und Preise zu hoffen. Falls das überhaupt passiert, könnte es sehr lange dauern.